Mittwoch, 8. September 2010

Fussball-WM-Integration übertragen auf eine kulturell patriotische Nation-Hymne


Deutschland graduiert sich
Kontakt zu micha vRhein


Ursprünglich entstand der ganz unbedenkliche Patriotismus der Fussball-WM indirekt aus einer Bild-Zeitung Kolumne auf der ersten Seite, wo nur eine Zeile der Nation-Hymne zitiert wurde, ohne den Autoren zu nennen, vielmehr wurde witzigerweise von einer "neuen Bewegung" in Deutschland gesprochen, die allerdings praktisch nur aus einer Person bestand, nämlich micha vRhein. Die eine Zeile rief eine Gesinnungs-Wende im Sinne Deutschlands hervor. - Plötzlich hieß es: "Ich liebe mein Land", so Laurenz Meyer, und nicht mehr "Ich liebe Italien, aber doch nicht Deutschland". Gelegentlich bedarf es nur eines kleinen Wind-Hauchs, und die ganze Windrichtung auf dem Ozean dreht sich. So war es auch hier. Die folgende Verschiebung auf der politischen Skala ein wenig nach rechts hat die Konservativen an die Macht gebracht, hat Bundespräsident Köhler in die Arena geholt, eine Kanzlerin Merkel ermöglicht, mit ihr nun auch den zweiten Präsidenten aus der CDU. 

Ohne ein wenig "geläuterten" kulturellen Patriotismus funktioniert Integration nicht. Das sollten besonders die beiden letzten Fussball-Weltmeisterschaften gelehrt haben. Nationales Sportereignis wurde zu einem integrierenden Kultur-Ereignis. Warum diese Ratlosigkeit in Regierungs-Parteien und SPD? Nun bin ich aber ratlos. Warum wird die Nation-Hymne nicht aufgegriffen? Sie stellt ein über Jahre überlegtes Integrations-Konzept dar, das gute, beste Deutsche Geschichte aufgreift, ohne im Hintergrund Vergangenheits-Bewältigung beiseite zu schieben. Im Gegenteil wird die einst falsche nationale Richtung förmlich wie ein Geschwür herausoperiert. 

Zur Integration muss auch die Lust zur Integration hinzukommen. Lust auf ein geläutertes Deutschland - sie entsteht, wenn Integrations-Willige hören und auch erfahren, möglichst in einer leicht geänderten Nationalhymne, dass Deutschland seine "bunten Völker" brüderlich behandelt. Einst hatte Hoffmann von Fallersleben seinen Studenten und seiner Verbindung ein brüderliches Deutschland, trotz der auseinander klaffenden Teile im Norden und Süden des Landes, emphatisch ans Herz gelegt. Mit seinem dichterischen Feuer hat Deutschland ein Integrations-Konzept in der Hand, das lediglich auf die ganz andere, über das Land verteilte Integration übertragen und umgeschrieben werden muss. 

Nicht nur den Politikern, auch der deutschen Presse lege ich dieses Konzept "emphatisch" ans Herz. Meine gelegentliche Satire sollte eigentlich kein Hindernis sein, die gewissenhaft interpretierenden Köpfe sind gefragt, nicht die Mimosen. Diese klugen "Köpfe" werden erkennen, dass eine Integration, die Deutschland stärkt, besser ist als eine lasche Integration, die "Deutschland (praktisch) abschafft" (Sarrazin). Deshalb also wurde die Nation-Hymne geschaffen. Sie stärkt das Land.

Nachtrag am 10/Sept/10

Die Behauptung "Deutschland schafft sich ab" ist falsch, provoziert lediglich. Die Fakten im Buch von Sarrazin mögen gestimmt haben, müssen aber hinsichtlich von Unterschieden in einzelnen Bundes-Ländern relativiert werden. Der nun zurückgetretene Bundes-Banker macht eine statische These publik, eine These, die dynamische Veränderungen nicht einkalkuliert. Sonst wäre die Wirkung geschwächt.

Buchveröffentlichungen zu politischen Themen sind im gewissen Sinne "statisch", werden oft von Weiter-Entwicklungen überholt. Wenn der Titel eines Buches zudem noch eine grundlegende Feststellung ist, die Veränderungen aufgrund eines Fakten-Schnittes so gut wie nicht in Betracht zieht, sind wir am eigentlichen Problem angelangt: ein Land ist niemals statisch, schon wegen des Generation-Wechsels nicht, aber auch weil neue Entwicklungen und Ideen wie in einem großen Biotop urplötzlich erscheinen und überraschen. Der Fehler: Sarrazin ist ein "Statistiker", ein statisch ausgerichteter Denker aufgrund von statistischen Belegen. Irrtümlich verfiel Sarrazin einer Feststellung-Falle "Alle soundso haben ein besonderes Gen" - obwohl das Leben Einheitlichkeit aufgemischt hat. Nicht alle Araber haben eine Kamel-Nase, sieht man eine und kommen Sprache und Habitus hinzu, ist der Araber dennoch identifiziert. Pauschale Feststellungen sind Halb-, Viertel- oder Achtel-Wahrheiten.

Der Internet-Schreibtisch vRhein verfolgt bewusst ein ganz anderes Prinzip, weit weg von Statistik, sehr nah am Ereignis, am Geschehen. Darum meine Veröffentlichungen im Internet, weil die Buchform im nächsten Moment schon wieder überholt werden kann. Mir würde ein Titel wie der hastige, statische von Sarrazin erst gar nicht in den Sinn kommen, weil nämlich zumindest ein kleines Wort fehlt: nämlich das Wort "wenn". "Deutschland schafft sich ab, wenn ..." Dann hätte ein solcher Titel nämlich ein ganz anderes Gesicht.

Deutschland schafft sich dort teilweise ab, wo Integration zu lasch ist.
Deutschland gewinnt dort an Profil, wo Integration hin zur deutschen Sprache teilweise gelingt.

Schon haben wir das Biotop, in dem sich Leben Bahn bricht, sich Gewässer von selbst reinigen, natürliche Balancen entstehen, der Entwicklung Zeit gegeben wird, sich Gleichgewichte einpendeln.

Eine rechthaberische statisch/statistische These ist zudem typisch für einen Beamten. Eine offene dynamisch orientierte These wäre typisch für einen Selbständigen. Die Beamten-These des Sarrazin, vermischt mit Vorurteilen aufgrund einer jetzt schon überholten Statistik trifft die Beamten des Staatsapparates ins Mark, weil Selbstständigkeit dort so gut wie unbekannt ist. Sarrazin sagt ihnen indirekt, wie falsch sie leben, wie schizophren - und sie bäumen sich gegen ihn auf. Nun macht Sarrazin den Schritt in die Selbständigkeit, indem er sich auf sein Steckenpferd konzentriert und den Beamten-Sessel verlässt. Logischerweise müssten ihm deshalb mit der Zeit Zweifel an seinen Thesen kommen, während die Beamtenschaft im regierenden Berlin auf den Thesen, die genau zu ihr passen, sitzen bleibt und konfus agiert.

Noch immer argumentiert der Regierung-Clan von oben herab. Immigranten sind ganz unten. Die Realität sieht aber anders aus. Viele Integrierte haben in Deutschland eigene Geschäfte, sind selbständig, sind erfolgreicher als das Gros der alteingesessenen Deutschen. Die Betonung sollte gar nicht auf Immigranten/Integrierte liegen, sondern auf Selbständigkeit oder nicht. Eine selbstständige Mittelschicht, egal welcher Herkunft, braucht das Land. Im gewissen Sinne entsteht auch dann Selbständigkeit, wenn Fachkräfte zwischen Arbeitgebern wählen können. Qualifikation, verbunden mit der deutschen Sprache, ist das Zauberwort.

Greifen wir doch das kleine Wort "wenn" auf, es stand im folgenden schon da, bevor ich diesen Nachtrag schrieb, der hiermit endet.


Wenn Deutschland seine bunten Völker brüderlich behandelt ...

dann wird die NATION-HYMNE an Bedeutung gewinnen und Immigranten animieren Anmerkung 1. Voraussetzung ist allerdings, dass sie wie eine Staats-Insignie auch angenommen wird und die "mutlose", "planlose", "erfolglose" Ratlosigkeit zum aktuellen Thema Integration ersetzt. Sie lautet:


1. Strophe HvF + micha vRhein

Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es seine bunten Völker
brüderlich zusammenhält!
Von den Küsten zu den Alpen
über Flüsse, Seen erschallt:
Deutschland geht uns über alles,
über alles in der Welt!


2. Strophe HvF + micha vRhein

Präzision und deutsches Wissen,
Finder-Geist auf hohem Rang,
sollen in der Welt behalten
ihren alten guten Klang.
Uns für Taten zu begeistern
unser ganzes Leben lang,
lernen wir von edlen Meistern
wie auf einem Studiengang.


3. Strophe HvF (Einigkeit bezieht sich nun auf
den Zusammenhalt der "bunten Völker")

Einigkeit und Recht und Freiheit
Für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
Brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
Sind des Glückes Unterpfand –
Blüh im Glanze dieses Glückes,
Blühe, deutsches Vaterland!


3. alternative Strophe HvF + micha vRhein

Freiheit, schöpferisches Leben
überall im ganzen Land!
Danach lasst uns alle streben,
allesamt mit Herz und Hand!
Freiheit, Recht und Chancengleichheit
sei das ehrenhafte Band;
blüh' im Glanze unsrer Freiheit,
blühe, deutsches Vaterland.


4. Strophe micha vRhein

Deutschland haben wir zur Seite!
Frieden will das neue Land.
Restauriert sind alte Städte,
schön der Küsten weißer Sand;
Schlösser, Burgen, Glocken, Feste,
Goethe, Dürer, Schliemann, Kant –
fast unendlich scheint die Liste,
ja, wir lieben dieses Land.


5. Strophe micha vRhein

Humboldt-Universitäten,
Sprachenschulen und Museen
werden Deutschland weiterbringen,
Ziele vor den Augen steh'n.
Jung, mit allen wachen Sinnen,
formen wir das schöne Land.
Neue Zeiten zu beginnen,
liegt in unsrer aller Hand.


6. Strophe micha vRhein

Bachs gemischte große Chöre,
Schumann, der ins Inn’re dringt,
Beethoven uns ganz gehöre,
Mozart oder Pop, singt singt!
Lasst uns musizieren, scherzen;
draußen sinkt die Abendglut,
Kinder halten Friedenskerzen,
Lichter geben Kraft und Mut.


7. Strophe micha vRhein

Unsre Heimat tief im Herzen
reichen wir der Welt die Hand.
Menschenrechte, Würde, Wissen
sind das einigende Band.
Hohe Werte auf Terrassen
der Geschichte dieser Welt
wollen lernend wir erfassen!
Strahle Deutschland, strahl wie Gold!



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Anmerkung 1

Wulff machte die Integration bereits in seiner Rede zum Amtsantritt im Juli zum Thema, als er mit dem Stichwort von der "bunten Republik Deutschland" punkten konnte. Zitat vom 1.10.10.

Schon wieder ein Präsident, der Ideen klaut, weil er nicht zitiert? Die Fassung mit den Zeilen

Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es seine bunten Völker
brüderlich zusammen hält

stammt vom Mai 2006. So hatte ich das Lied an das Bundespräsidialamt, BP Köhler, an Kanzlerin Merkel und an Franz Beckenbauer geschickt, mit der Bitte, doch zu überlegen, ob man der rechten Szene auf diese Weise nicht den Wind aus den Segeln nehmen könne. Sachlich reagierte nur Beckenbauer, denn daraufhin erschien ein Spot im Fernsehen: Der Ball ist "bunt" (statt "rund"). Der Spot warb um Integration und Toleranz. Die Zeile in der Nation-Hymne bestätigte ich am 27 Mai 2008 05:21 und griff sie anlässlich der Fussball-WM 2010 in einer endgültigen Fassung der Hymne auf. Eine gute "Kritik" zu dieser Zeile:

"Haben wir jetzt, ist gut" sagte der Charakter-Bühnen-Schauspieler Wolfgang Ziemssen, als ich diesem ehrwürdigen Schlaraffen auf dem jährlichen Weinfest in Wiesbaden begegnete und ihm die Strophe vorlegte. Wir sprachen auch über die Zeit des National-Sozialismus, die er als Zeitzeuge miterlebte.




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