Donnerstag, 1. März 2012

Jung, mit allen wachen Sinnen, formen wir das schöne Land ...


Bildzitat - ein Bild voller Optimismus

Ein modernes und sehr jugendliches Konzept für die Repräsentation Deutschlands in und um Schloss Bellevue

Wie wäre es, wenn Deutschland keinen Präsidenten mehr hätte? Viele Deutsche wären damit einverstanden, schon wegen der Kosten. Diese sollten aber nicht entscheidend sein. Es geht darum, einen Standpunkt zu entwickeln, der Neues beinhaltet. Uns liegt am Herzen, dass Deutschland repräsentiert wird. Das präsidiale Zentrum für Repräsentation, Empfänge, Ehren-Urkunden etc. einfach zu streichen und Bellevue verwaisen zu lassen, geht eigentlich nicht. Aber es gibt eine interessante Lösung, auf die bisher noch niemand gekommen ist. Sie verdient denke ich Aufmerksamkeit. Das Konzept entspricht einer Art Basis-Demokratie. Jugend soll Deutschland vertreten.

Anmerkung 25/März/2012 +7 17:30

Dieses Konzept schickte ich am 29/März/2012 +1 16:18 an die Piraten-Partei. Die Führung sollte überlegen, ob es vielleicht Sinn macht, die Argumente schon während der Vorbereitung zur Wahl des deutschen Bundespräsidenten zum Ausdruck zu bringen, auch wenn die Wahl Gaucks schon beschlossen war. Leider erhielt ich bisher keine Antwort. Eine Piratin sprach jedoch später öffentlich davon, dass die Piraten-Partei für eine "moderne" Lösung eintrete. Offenbar fiel die Anregung auf fruchtbaren Boden. Das Zitieren der Herkunft der Idee aus meiner Schreib-Werkstatt darf dabei allerdings nicht unter den Tisch fallen. Den Link zu diesem Schreiben mache ich hiermit öffentlich. Anmerkung Ende 17:37

Die fünfte Strophe der "stillen Präsidentin", der Nation-Hymne, gibt vor, dass Jugend an der Gestaltung des Landes beteiligt wird.


5. Strophe micha vRhein 
Humboldt-Universitäten,
Sprachenschulen und Museen
werden Deutschland weiterbringen,
Ziele vor den Augen steh'n.
Jung, mit allen wachen Sinnen,
formen wir das schöne Land.
Neue Zeiten zu beginnen,
liegt in unsrer aller Hand.


Das Konzept "gehorcht" also der Hymne und nimmt die darin enthaltenen Zeilen ernst. Nun muss es nur noch Gestalt annehmen. Wir empfinden wohl alle, dass das Amt des Bundes-Präsidenten irgendwie verändert werden muss. Das Konzept soll nun Jugend ins Schloss Bellevue hinein bringen. Wie?:

1. Der Bundes-Präsident wird abgeschafft.
2. Die Repräsentation übernimmt ein Designierter oder eine Designierte pro Staatsakt im Rotations-Verfahren
3. Anteilig werden die Parteien im Bundestag verpflichtet.
4. Sie stellen pro Staatsakt jeweils den jüngsten oder die jüngste Abgeordnete, dann die oder den Zweitjüngsten usw. Ihnen steht ein Zeremonien-Meister oder eine Zeremonien-Meisterin zur Seite.
5. Für alle möglichen Staatsakte wird ein festes Zeremoniell festgelegt, so dass die (ehrenamtliche) Aufgabe ohne weiteres bewältigt werden kann.
6. Die Staatsakte beinhalten Bankette, Feste, angemessene folkloristische Darstellungen im Hinblick auf die Gäste, Musik, eventuell ausgewählte Kunst, die zum Anlass passt.
7. Das Gewicht liegt auf Etikette, die gelegentlich auch eine Begegnung von Parlamentariern, Fachleuten, Wirtschafts-Vertretern und so weiter mit Gästen des Landes ermöglichen kann. Das Bewusstsein für gutes Benehmen wird angeregt. Es geht um eine höhere Stufe der Zivilisation, die den ebenbürtigen weiblichen Teil der Bevölkerung besonders ehrt¹ und männlichen, oft rechthaberischen Intellekt etwas zurückdrängt.
8. Die Zeremonie, die formvollendete Festlichkeit ist ein Gegen-Pol zum Parlamentarismus, dessen effektive Unflätigkeit u. a. von Herbert Wehner (SPD) begründet wurde. Das Konzept rückt also von klugen Ansprachen, von einer konkurrierenden politischen Beteiligung eines Bundes-Präsidenten ab und stärkt die Identität des Landes von der Basis und für das Auge.

Auch hier gibt die "stille Präsidentin", die Nation-Hymne neben der Nationalhymne², wieder die nötige Orientierung. Sie existiert, erwähne ich nur. Man sieht ja, ich bin gerade dabei, Teile der sieben Strophen hier zu thematisieren, damit Zeilen auch verstanden werden. Hier ist von den Strophen die fünfte. Jugend ist die Königin des Landes, wache Sinne bedeuten volles Leben.

Einschub 25/März/2012 +7 17:58

Worum geht es eigentlich? Die Tradition des Bundes-Präsidenten wurzelt entfernt im deutschen Kaiser-Reich, das mit Wilhelm II. unterging. Die Kriegs-Schuld-Frage soll hier nicht diskutiert werden. Die angebliche ausschließliche Schuld Wilhelm II. muss noch dringend aufgearbeitet werden. Das Konzept sieht nicht vor, die Monarchie zu beleben. Sehnsüchte in der Bevölkerung mögen vorhanden sein. In einer Diskussion mit dem Ururenkel Wilhelms II bei Plasberg wurden diese Sehnsüchte angesprochen. SPD-Müntefering reagierte harsch und verletzend. Seine Reaktion zeigte, dass Deutschland offenbar Defizite hat, wenn es ums Benehmen geht. Mein Konzept soll die Monarchie nicht "retten". Vielmehr sieht das Konzept vor, Zeremonie und gute Sitten zusammen mit einer frischen Beteiligung der Jugend zu beleben. Das wäre das Gute aus der Vergangenheit. Hier hat Deutschland Nachholbedarf. Ende des Einschubs +7 18:10

Ich schlage vor, dass die Nation-Hymne von einem jungen Deutschen oder einer jungen Deutschen noch während des Wahlvorgangs des nächsten Bundes-Präsidenten öffentlich vertreten wird. Einen Bundes-Präsidenten oder eine Bundes-Präsidentin kann sie nämlich weitgehend ersetzen. Das Rotations-Konzept für Repräsentation benötigt diese geistige Orientierung. Allein die Nation-Hymne stellt deutsche Identität – nach langer Zeit auf Krücken – endlich wieder auf die Füsse. So viel kann ein Präsident oder eine Präsidentin während einer Amtszeit nicht leisten³.


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¹
Die zweite Strophe des Deutschland-Liedes von Hofmann von Fallersleben, die "pädagogische", die auf Walther von der Vogelweide basiert, klingt hier und an anderen Stellen der Nation-Hymne mit.

²
Zu betonen ist das "Neben" der National-Hymne. Die isolierte dritte Strophe von HvF soll gerne doch weiter gesungen werden von denen, die sie möchten! Es ist ja auch zu lustig, wenn eine Nationalhymne betonungsmäßig mit einem Ei beginnt, Spiegelei, rohes oder gekochtes, an das "nig" und "keit" angehängt werden müssen, damit ein Wort herauskommt, dessen Bedeutung oder Inhalt in Deutschland nicht vorkommt und niemals vorkam (außer vor Nazis nach Reden des Einpeitschers Josef Goebbels) und niemals vorkommen wird. 5/Maerz/2012: Zur Erläuterung: Einigkeit, Einmütigkeit, Eine-Meinung-Gebot mag bei Paaren, in kleinen Gruppen, unter Freunden kurzzeitig ja recht schön sein, eine Einig-Volk-Einigkeit dagegen ist, war und bleibt immer nur diktatorischer Wunschtraum, Zwang, ethnische Säuberung, Shoah, Rassenhass, Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz, Selektion und Freiheit-beraubende Überheblichkeit, Einigkeit, die andere zertrampelt, Demokratie-feindliche Wunsch-Einigkeit auch der Neonazis. Diese Einig-Volk-Einigkeit enthält leider nun auch die Nationalhymne gleich ganz am Anfang; bei BK Merkel wird auf Parteiveranstaltungen, auf denen sie regelmäßig den Text singen lässt, eine Einigkeit des Volkes mit der CDU suggeriert – eine sehr genehme Manipulation, und das Volk merkt es nicht. Im historischen Deutschland-Lied war Einigkeit lediglich ein Appell für einen einmaligen Vorgang, den Zusammenschluss von Klein-Staaten gleicher Sprache zu einer Nation, um neben anderen Nationalstaaten bestehen zu können. Sie kam nicht zustande, wurde von Preußen praktisch erzwungen. In Amerika bedeutete ein ähnlicher Vorgang Bürgerkrieg der Nord- gegen die Südstaaten.

³
Oft wird gefragt, was Bundespräsidenten geleistet haben. Herzog: "Ruck durch Deutschland", Köhler: Afrika-Forum, Wulff: "Der Islam gehört zu Deutschland" usw. So die Antworten. Natürlich ist es mehr. Aber das Mehr ist hinterher kaum greifbar, weil es unter Bergen von Protokollen zu Auslandsreisen und Empfängen verborgen ist. Die Kosten dafür waren hoch. Diese Leistungen sind peanuts! gegenüber der ständig präsenten Aussage der Nation-Hymne, die ungelöste Schuld und Identität Deutschlands durch einen Text löst, der das kultur-patriotische Feuer des Hoffmann von Fallersleben bewahrt, den späteren Nazismus eliminiert und darüber hinaus in der sehr schönen Form der siebten Strophe aussagt, dass Deutschland von anderen Nationen und Kulturen lernen kann. Diese wissbegierige Offenheit war immer ein Wesenszug der Deutschen. Die Lernbereitschaft ist die beste Aussage aus Deutschland, die es geben kann, um düstere Vergangenheit zu bewältigen.

Wenn schon von den Kosten der Präsidenten die Rede war, deren astronomische Ziffern ich nicht ausrechnen will, sollen auch die Kosten der Nation-Hymne genannt werden. Ich weiß sie nicht. Immer mal wieder etwas Überlegung über den Zeitraum von 12 Jahren, zugrunde liegende politische und kulturelle Erfahrung durch meine Kolumnen, zugrunde liegende religiöse Dispute und Konzepte, dann die Dichtung selbst (Hält sie das Versmaß? Was ist sie wert?), historische Studien, endlose Beiträge in zwei Foren zum Deutschland-Lied, Vergleiche mit der Kinderhymne von Brecht, der DDR-Hymne und Versuchen anderer, zugrunde liegende redaktionelle Erfahrung im Verlag, auch zugrunde liegende Publikationen und Arbeiten an der Identität Deutschlands (Denkmallisten, Museum-Grundinventar, historischer Glocken-Atlas, Festlegung von historischen Stadt-Ensembles etc.) – zusammen ein gutes Stück Arbeit und eine recht gute Grundlage für tatsächliche begründbare Substanz. Ach so, die Kosten, fast hätte ich sie vergessen. Kein einziger Cent und keine einzige Zeile wurden von irgendwo her beigesteuert. Immer hatte ich um geistige Beteiligung gebeten. Sie kam nicht. Aber das Copyright wurde verletzt, so von Horst Köhler, der die zugeschickte Hymne für seine erste Berliner Rede verwertete und mich, den Autoren, beiseite schob. Horst (Wer?) schrieb am nächsten Tag nach der Rede die Presse.

Von der Änderung der politischen Windrichtung nach rechts will ich gar nicht reden. Oskar Lafontaine hatte meine damalige Zeile "Goethe, Dürer, Schlüter, Kant" (heißt jetzt "Goethe, Dürer, Schliemann, Kant", weil sich Schlüter mit dem anschließenden Entschluss des Parlamentes, das Berliner Schloss wieder aufzubauen, "erledigte") in seiner Bildzeitung-Kolumne "Mein Herz schlägt links" genannt (für Schliemann schlug er Beethoven vor) und von einer neuen leicht patriotischen Bürger-Bewegung gesprochen. Die CDU/CSU profitierte davon und stellte danach die Regierung.


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